Multiple Persönlichkeitsstörung

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1. Was ist eine multiple Persönlichkeitsstörung und wie unterscheidet sie sich von anderen psychischen Störungen?

Eine multiple Persönlichkeitsstörung, die in der Fachsprache als dissoziative Identitätsstörung (DIS) bezeichnet wird, ist eine komplexe und tiefgreifende psychische Erkrankung. Sie ist gekennzeichnet durch das Vorhandensein von zwei oder mehr unterschiedlichen Persönlichkeitszuständen oder Identitäten in einem Individuum, die jeweils eigene Muster im Denken, Fühlen und Handeln aufweisen. Diese verschiedenen Identitäten können unterschiedliche Namen, Alter, Geschlechter, Geschichten und Selbstbilder haben. Ein charakteristisches Merkmal der Störung ist das Fehlen einer umfassenden Integration der Identität, was bedeutet, dass diese unterschiedlichen Identitäten möglicherweise nicht voneinander wissen oder sich bewusst sind, wann sie die Kontrolle über das Verhalten und die Gedanken des Individuums übernehmen. Der Wechsel von einer Identität zur anderen, oft als "Switch" bezeichnet, kann durch Stress, traumatische Ereignisse oder sogar alltägliche Auslöser hervorgerufen werden. Dies unterscheidet die multiple Persönlichkeitsstörung deutlich von anderen psychischen Erkrankungen, bei denen solche abrupten und vollständigen Veränderungen der Identität und des Bewusstseinszustandes nicht auftreten. Im Vergleich zu anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie, bei denen die Betroffenen in der Regel eine einzige, wenn auch veränderte, Wahrnehmung der Realität haben, bietet die multiple Persönlichkeitsstörung ein einzigartiges Bild der Fragmentierung der Identität. Während zum Beispiel ein Mensch mit einer Depression konstante Symptome wie Traurigkeit, Interessenverlust und Energieverlust erleben kann, erfährt eine Person mit DIS einen Wechsel zwischen verschiedenen Identitäten, die jeweils eigene Gefühlszustände, Vorlieben und Abneigungen haben können. Ein weiterer Unterschied zu anderen psychischen Störungen liegt in der engen Verbindung zwischen DIS und früheren traumatischen Erfahrungen. Es ist weitgehend anerkannt, dass die Entstehung der multiplen Persönlichkeitsstörung oft mit schweren und wiederholten Traumata in der Kindheit, insbesondere Missbrauch, zusammenhängt. Die Entwicklung unterschiedlicher Identitäten kann als ein Überlebensmechanismus verstanden werden, durch den das Individuum versucht, sich von unerträglichen Erinnerungen oder Gefühlen zu distanzieren. Die Behandlung der